Leere erzeugt Fülle
Wir Menschen leben in einer interessanten Konstituierung! Sobald sich unser Verstand entwickelt, entwickeln auch wir Vorstellungen, Ideen, Visionen, Pläne für uns und unser Leben und wollen darüber auf jeden Fall die Kontrolle behalten. Wir fangen an unser Leben zu planen, Entscheidungen zu treffen und auf etwas „hinzuarbeiten“! Wir wollen dabei die Fäden auf jeden Fall immer in der Hand halten. Denn nur wir können anscheinend in unserem Leben das er-füllen, was wir erfüllt haben möchten! Viele Menschen wünschen sich dabei einen erfolgreichen Job, eine glückliche Partnerschaft oder keine, dies und das Materielle, den Urlaub und das MÜSSEN wir in unserem Leben getan haben! Wir wollen ja Fülle erleben!
Und so zieht sich das durch unser Leben! In alle Richtungen wollen wir bestimmen, was passiert, wie es sich entwickelt und wie es ausgeht! Wir erheben uns als die Kreatoren des Lebens und (über)füllen uns dadurch nur immer weiter! Weiter und weiter mit Dingen im Außen und mit dem, was wir im Inneren vermeintlich als dienlich ansehen! Was passiert jedoch vielen Menschen dabei? Sie laufen über! Es ist zu viel von allem! Zu viele Gegenstände in der Wohnung, zu viel Kleidung, zu viele Gedanken, zu viel Nichtstun, zu viel von was auch immer der Verstand sich ausmalt und es als „sein“ Leben ausgibt!
In alldem steckt jedoch die Limitierung pur! Ich erinnere mich an eine Situation in einem Teacher Training. Es ging um den Wunsch der finanziellen Freiheit eines Schülers. „Na, wenn ich dann mal eine Millionen habe!“ Na klar, warum nicht!? Wieso aber nur eine? Spielt der Verstand hier nicht ein Spiel und packt diesen Menschen in eine Box, die von Limitierungen und Blockaden nur so erfüllt ist?! Unsere eigenen Kreationen, die wir oftmals mit viel Energieeinsatz, Kraft und Zeit bezahlen, können uns glücklich machen. Erfüllen sie uns jedoch? Dienen sie uns oder sind sie nur Mittel zum Zweck, um uns und das Leben überhaupt wahrnehmen zu können? Wir begeben uns hierdurch in eine Fantasiewelt, die nichts damit zu tun hat, was für uns bestimmt ist, was wir wirklich empfangen und leben dürfen!
Was würde also passieren, wenn wir diesen Kontroll- und Planzwang einfach mal aufgeben? Was passiert, wenn wir uns in eine pure Hingabe begeben, in der wir uns geben, Null werden und dafür alles empfangen? Wie oft im Leben stehen wir vor Entscheidungen, vor einem Wandel, möchten etwas Neues oder Altes behalten?! Und dabei setzen wir unseren Verstand mit dem Hintergrund der Persönlichkeit ein und meinen, dass dies nun der Weg ist! Der Weg ist jedoch, dass wir uns erlauben, die Spiritualität ins „gewöhnliche Leben“ zu bringen! Was ganz konkret bedeutet, dass wir beginnen zu vertrauen! Dass wir dem Göttlichen vertrauen, dass es uns immer nährt und wir uns nicht selbst nähren müssen! Es ist das Hineinbegeben in den Fluss des Lebens, um im passenden Moment wach zu sein, das Feuer der Aktion zu nutzen und cozukreieren! Das Resultat hieraus ist, dass wir im Herzen ankommen und von dort aus genau den Pfad einschlagen können, der uns zur eigenen Wahrheit, Intuition und göttlichen Verwirklichung führt. Im Yoga beschreiben wir dies als Dharma, den Weg unserer Seele.
Um unserem Dharma folgen zu können, dürfen wir uns zuerst einmal leer machen! Wir dürfen uns von unseren Glaubenssätzen, Konditionierungen, Ängsten, Glück, persönlichen Befindlichkeiten, Vorstellungen, Limitierungen, Blockaden, all dem was in uns schwelt, lösen! Wenn wir uns hiervon leer und frei machen, geben wir dem Göttlichen die Möglichkeit, wirklich durch uns zu wirken und uns mit dem zu füllen, was für uns bestimmt ist! Denn nicht immer ist es das, was wir wollen, sondern das was wir BRAUCHEN! Natürlich meint unser Ego, dass es das weiß! Falsch gedacht! Durch unsere eigenen Brillen werden wir uns schwer tun, genau dies herauszufiltern! Denn das was wir brauchen, konfrontiert uns oft, bewegt etwas und bringt uns in Prozesse, die wir oftmals gerne vermeiden möchten. Ist hierdurch eine Ent-wicklung und Befreiung möglich? Wohl eher nicht! Wir werden immerzu in unserer kleinen Box stecken und uns einreden, dass sie doch so weit ist! Der Verstand ist kreativ!
So dürfen wir lernen, dass unser Weg geführt wird und wir „nur“ die Führung darüber haben, dem Geführtwerden auch zu folgen! Wir müssen den Weg nicht führen, sondern nur die Entscheidung darüber, ihn zu gehen! Er ist schon da, präpariert für uns und bereit, gegangen zu werden! Wir meinen jedoch, dass wir den Weg erst bauen müssen! NO! Alles ist schon da, bereit gepflückt zu werden! Möglicherweise auf eine andere Art und Weise hinsichtlich unserer Vorstellung. Um dies jedoch klar zu sehen, dürfen wir uns zuvor jedoch wirklich leeren! Leeren für die Intuition, die Achtsamkeit, die Wachsamkeit und damit einhergehend die Fülle, die sich in uns und auch in unserem äußeren Leben ausbreiten wird! Es wird uns alles gegeben, wenn wir aufmerksam und leer durchs Leben gehen. Es findet sich an jeder Straßenecke, jedem Menschen, jeder Situation! Überall finden wir die Zeichen und die Hinweise, wohin unser Weg führt! Sehen können wir sie nur mit einem freien und unverfälschten Blick! Mit einem Blick aus unserem Herzen und der Ehrlichkeit uns selbst gegenüber, inwieweit wir uns hingeben und vertrauen können!
Wie steht es mit Dir? Willst DU kontrollieren? Planen? Festhalten? Oder kannst DU vertrauen, Dich leer machen und füllen lassen, Dich der Göttlichkeit hingeben?
